Bunt, gekrönt oder gehörnt?

Herdenimmunität – bist du immun?

Was für eine Zeit!
Und was bedeutet das alles für dich – und für mich?

Ich bin ein Mensch der sich als frei denkend spirituell bezeichnen würde. Und doch kann ich mit dem, was viele heute unter „spirituell“ bezeichnen nicht viel anfangen.

Doch nach Wochen des Hin und Her – des Suchens nach der eigenen Meinung, des Nachforschens, Sinnierens, Abwägens, des Überlegens, was das alles gerade zu bedeuten hat, wird mir immer mehr klar, dass ich mich dazu habe verleiten lassen, zu sehr im Außen zu suchen und zu sehr nach einer Ursache, nach Gründen und Lösungen, die in den äußeren Umständen zu finden sind. Im Außen zu suchen – weil Corona ja alle betrifft. Oder?

Und ich habe mich so, Schritt für Schritt, von meiner Überzeugung entfernt und bin ohne es zu bemerken in ein Fahrwasser gedriftet, das ich sonst zu vermeiden versuche – bin in die breite Strömung geraten, die darin besteht, im Außen nach Ursachen zu forschen, statt den Weg zu gehen, den zu gehen ich sonst versuche: Mich zu fragen, was das Ganze für mich selbst bedeutet. Wo ist mein Anteil und was hat es mir persönlich zu sagen?

Aber ich liebe Worte und Wortspiele, suche nach Bedeutungen von Ausdrücken und Formulierungen. Und nachdem ich mir gestern Abend ein Interview angehört habe, in dem es um den Begriff „Herdenimmunität“ ging, war mir heute morgen mit einem mal klar, worum es dabei für mich geht: Diese Immunität zu erlangen, immun zu werden, auch gegen die Meinung der Mehrheit, gegen deren Ablehnung – und zu mir selbst zu stehen, zu meiner eigenen Meinung, das bunte Schaf zu sein in der Herde, auch wenn man dann die Kritik und Ablehnung der anderen ertragen muss.

Und ich merke, welch innere Freiheit mir diese Einsicht gibt – es ist wie bei einem langsamen Aufwachen aus einem Albtraum und dem Zurückfinden zu sich selbst. Zu mir selbst und meiner Überzeugung: Es gibt keinen Zufall. Es gibt einen Grund, weshalb das alles passiert. Einen allgemeinen und einen ganz persönlichen. Und dann kann ich auch die Verärgerung loslassen, die mich befallen hatte. Darüber, wie Menschen behandelt werden, die „es anders sehen“ Darüber, wie Leute fertig gemacht werden, nur weil sie ihre persönlichen Ansichten vertreten.

Doch es gibt keine Ungerechtigkeit – auch das ist meine tiefe Überzeugung. Das Leben ist nicht ungerecht – es selbst kümmert sich darum, dass alles wieder ins Lot kommt – oder im Lot bleibt. Auch wenn ich vielleicht nicht verstehe, WIE das passiert, oder weshalb es vielleicht schon passiert ist. Meine Aufgabe ist es, meinen eigenen Anteil an der Geschichte zu verstehen und für mich etwas zu ändern, wenn da etwas zu ändern ist. Oder nichts zu ändern, wenn es einfach nur darum gehen sollte, bei mir selbst zu bleiben. Meinen Weg weiter zu gehen.

Ich war Anfang des Jahres für zwei Monate in Irland. Überall Schafe, wenn man über Land fährt. Und die meisten waren bunt. Die Bauern besprühen sie, grün, rot oder blau, weil sie Ihre Herden gemeinsam weiden lassen. So können sie sie später wieder auseinander halten. In Deutschland findet man nur weiße und ab und zu ein schwarzes mittendrin. Welch eine Symbolik.

Ich habe mit vielen Iren gesprochen und mit Deutschen, die in Irland leben. Die meisten sind der Meinung, dass man dort toleranter ist, als in anderen Ländern. Andere Religionen, sexuelle Ausrichtungen und andere Meinungen werden akzeptiert. Kaum mal ein Urteilen oder Ver-urteilen. Menschen mit Behinderungen werden nicht versteckt, sondern als Teil der Gesellschaft gesehen und integriert. Der Handwerker wird genau so respektiert, wie der Arzt, der Künstler ist genau so angesehen, wie der Anwalt. Die Menschen sind an anderen Menschen interessiert. Wirklich interessiert.

Sicher mag das auch in Irland nicht für jeden gelten, aber es ist ein spürbar anderes Lebensgefühl. Bunt sein ist dort akzeptiert, interessant, gewünscht. Es gibt keine weiße Mehrheit, die das Schwarze ablehnt – die ihre eigenen Schatten nicht sehen will.

Heute ist Ostersonntag. Die Auferstehung des Gekrönten. Des Mannes mit der Corona aus Dornen. Des Mannes, der der Geschichte nach, seine Überzeugung nicht aufgegeben hat, obwohl er wusste, welche Folgen das für ihn haben würde. Mir ist klar geworden, wie sehr es auch für mich darum geht, zu mir selbst zu stehen. Zu meinen Ansichten.

Und für Dich?
Magst auch Du zu deiner Persönlichkeit stehen? Zu deiner individuellen Krone?
Erlaubst Du dir, dir deine Meinung zu bilden und dazu zu stehen? Immun zu werden gegen den Virus der Gleichmachung und deine Angst davor zu verlieren, anders zu denken – anders zu sein?

Erlaubst du dir, sie für dich selbst zu erreichen?
Deine Herdenimmunität?
Deine Krönung?

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